Heinz-Sielmann-Schule

 

 

 

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Inklusion an der Heinz-Sielmann-Sekundarschule

 

2009 hat sich Deutschland durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem zu etablieren. Seitdem sind fast 10 Jahre vergangen. Anlass genug, die beiden Förderschullehrerinnen Viola Brüntrup und Stefanie Hohendorf von der Heinz-Sielmann-Schule, einer Gesamtschule der Sekundarstufe 1, einmal zu fragen, wie weit dieser Prozess inzwischen vorangeschritten ist und welche Erfahrungen sie in den letzten Jahren gemacht haben?

Frau Brüntrup, wie viele Kinder mit Förderbedarf werden aktuell an der Heinz-Sielmann-Schule unterrichtet und welchen Förderbedarf haben sie in der Regel?
Zurzeit werden an unserer Schule 35 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet. Wir betreuen überwiegend die Förderschwerpunkte Lernen und emotionale soziale Entwicklung.

Frau Hohendorf, welche Rahmenbedingungen sind aus Ihrer Sicht für das Gelingen einer inklusiven Schule notwendig?
Fundamental für das Gelingen der Inklusion ist in meinen Augen eine breite Zustimmung des Gemeinsamen Lernens. Unterrichtende Lehrkräfte sollten im Rahmen von Fortbildungen und Seminaren besser auf die Inklusion vorbereitet werden und eng mit Eltern, Therapeuten und Sozialpädagogen kooperieren. Weiterhin sollte der Unterricht in möglichst kleinen Klassen stattfinden, in denen differenzierte Lernarrangements angeboten und die Schülerinnen und Schüler von multiprofessionellen Teams unterrichtet werden. Neben geeigneten Räumlichkeiten spielt auch die Barrierefreiheit eine zentrale Rolle.


Frau Brüntrup, wie stellen sich diese gewünschten Rahmenbedingungen aktuell an der Heinz-Sielmann-Schule dar?
An unserer Schule arbeiten derzeit drei Sonderpädagogen in Vollzeit. Für jeweils zwei Jahrgänge ist demnach ein Sonderpädagoge zuständig. Er unterstützt die Schülerinnen und Schüler sowie die Kollegen unterrichtsintern durch Doppelbesetzungen oder durch individuelle Förderung in Lerngruppen in unserem Lernbüro. In allen Inklusionsklassen werden maximal 25 Schülerinnen und Schüler unterrichtet und die meisten Klassen verfügen über den Zugang zu einem Differenzierungsraum. In unserem Lernbüro haben die Schüler die Möglichkeit, in Kleingruppen individuell gefördert zu werden. In Ausnahmefällen nehmen auch Regelschüler an diesem Unterricht teil, um diesen ebenfalls besondere Förderung in einzelnen Bereichen zukommen zu lassen.

Frau Hohendorf, Stichwort „Gemeinsames Lernen“. Wie lässt sich ein inklusiver Unterricht gestalten, in dem alle Schülerinnen und Schüler ihre optimalen Lern- und Entwicklungsergebnisse erreichen?
Durch offene Lernformen wie beispielsweise Wochenpläne, Lerntheken oder Projektunterricht können Schülerinnen und Schüler sich individuell mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten einbringen. Wie der Unterricht ganz konkret aussieht, hängt allerdings von den jeweiligen Lernvoraussetzungen und den Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder ab und muss individuell geplant werden. Diese individuelle Förderung findet an der HSS neben dem Klassenunterricht zusätzlich im Lernbüro statt.


Frau Brüntrup, können alle Kinder mit Förderbedarf inklusiv beschult werden, oder stoßen Sie und das System auch einmal an ihre Grenzen? Wenn ja, wie geht es mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern weiter?
Wir haben schon auf Grund baulicher Voraussetzungen Einschränkungen bei der Beschulung einzelner Schüler. So ist im Bereich körperlich, motorischer Entwicklung genau zu prüfen, welche sächlichen Voraussetzungen gegeben sein müssen, um eine Beschulung zu ermöglichen, unsere Schule ist beispielsweise nicht rollstuhlgerecht. Beschult werden können Schülerinnen und Schüler zunächst mit allen sonderpädagogischen Schwerpunkten. Jedoch muss im Einzelfall immer geprüft werden, ob die Förderung immer ausreichend und gewährleistet ist. Dies geschieht im Rahmen der Förderplanung und im Gespräch mit den Eltern. Kommt ein Kind z.B. mit unserem Kurssystem und den daraus stets wechselnden sozialen Gruppen, trotz intensiver Unterstützung nicht zurecht und beginnt womöglich zu leiden, müssen wir gemeinsam mit den Eltern über Alternativen nachdenken.

Frau Hohendorf, Sie sprachen eben das noch recht neue Lernbüro an der HSS an. Woran machen Sie den Erfolg deutlich?
Im Lernbüro bekommen Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, Unterrichtsinhalte in Kleingruppen mit der Unterstützung eines Sonderpädagogen individuell zu bearbeiten. Es bietet die Möglichkeit, den Kindern und Jugendlichen zusätzliche Hilfestellungen zu geben, um sie bei der Bewältigung des Schulalltags zu stärken -und das nicht nur für Schülerinnen und Schüler mit ausgewiesenem Förderbedarf.

Frau Brüntrup, im Sommer wurde der erste Sekundarschuljahrgang entlassen, darunter waren auch Schüler mit Förderbedarf. Welche Perspektiven haben diese Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt?
Wir haben im Sommer 9 Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf entlassen. Davon sind zwei direkt in Ausbildung, einer als Anlagenmechaniker Klima, Heizung Sanitär und einer als Maschinen und Anlagenführer, in ortsansässige Unternehmen gegangen. Eine weitere Schülerin absolviert ein freiwilliges soziales Jahr. Alle anderen Schüler haben, durch die intensive Zusammenarbeit unserer Schule mit der Agentur für Arbeit und der Reha-Abteilung, eine sinnvolle berufsvorbereitende Maßnahme erhalten. Unsere Schule verfügt über langjährige Erfahrung insbesondere im Übergangs- Schule – Beruf und arbeitet mit verschiedenen Institutionen (Agentur für Arbeit, der Integrations- fachdienst etc.) langfristig zusammen, um jedem entlassenen Schüler eine ordentliche Anschlussperspektive bieten zu können.

Frau Hohendorf, eine letzte Frage. Was raten Sie Eltern von Kindern mit Förderbedarf, wenn es um die Auswahl einer weiterführenden Schule geht? Welche Kriterien sollten ggf. berücksichtigt werden?
Zunächst muss klargestellt werden, dass es nicht DIE Schule für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt. Jedes Kind ist anders und benötigt unterschiedliche Voraussetzungen. Eltern sollten sich überlegen, was ihr Kind zum erfolgreichen Lernen braucht. Folgende Fragen sollten Eltern sich stellen: Wie groß sind die Klassen? Bekommt mein Kind zusätzliche Förderungsangebote? Kommt mein Kind in einem großen System zurecht oder ist eine kleinere Schule besser geeignet? 
Zudem ermöglichen Schulen in der Regel auch individuelle Führungen und beraten Eltern gerne vorab. Dies sollte unbedingt in Anspruch genommen werden, um sich ein eigenes Bild machen und offene Fragen klären zu können.

 

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