Sielmänner besuchen Gedenkstätte Wewelsburg

Der Jahrgang 10 der Heinz-Sielmann-Schule besuchte jüngst im Rahmen des Gesellschaftslehreunterrichts die Gedenkstätte Wewelsburg. Der Besuch dieses außerschulischen Lernortes ist seit einigen Jahren ein fester Bestandteil der Exkursionskultur an der kleinen Oerlinghauser Gesamtschule. ,,Es ist uns wichtig", so GL-Pädagoge Ünal Kopal, ,,dass unsere Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und sie befähigt werden, eine Haltung zu gesellschaftlichen Fragen zu entwickeln und vor allem demokratische Werte zu stärken." Nach der Ankunft an der Wewelsburg begann der Exkursionstag für die Sielmänner mit einer Führung durch die Dauerausstellung. Das Kreismuseum Wewelsburg verfügt mit seinen zwei Museumsabteilungen über weitreichende Sammlungsschwerpunkte. Die Sammlung umfasst dabei Objekte und Dokumente aus den Bereichen der Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Paderborner Landes sowie aus dem Bereich der Zeitgeschichte. In der zeitgeschichtlichen Sammlung konnten die Schülerinnen und Schüler vor allem die Sachzeugnisse betrachten, die die Geschichte des hiesigen Konzentrationslagers dokumentieren sowie diejenigen, die die Lebenswelt und das Selbstverständnis der SS-Männer und ihre Familien präsentieren. Der Rundgang führte die Sielmänner unter anderem durch die historischen Räume im ehem. SS-Wachgebäude und im Nordturm. Erschüttert zeigten sich die Oerlinghauser über die Einblicke in das hiesige Konzentrationslager Niederhagen und über die ideologischen Grundlagen der SS und die damit verbundenen verbrecherischen Konsequenzen. Kopfschütteln erzeugte bei den Jugendlichen dabei ein Bericht, bei dem der Jude Günther Ransenberg wegen seiner Beteiligung an einer Schneeballschlacht von der Tochter eines SS-Obersturmführers gemeldet wurde. Günther Ransenberg wurde noch am selben Tag verhaftet und am 15. April 1942 wegen „Rassenschande“ erhängt. Er hatte einen Schneeball auf ein ,,arisches" Mädchen geworfen. Nachdenklich machten die Oerlinghauser Schülerinnen und Schüler auch die Inhalte der aktuellen Sonderausstellung in der Gedenkstätte. 122 Jahre lang war die Verfolgung Homosexueller Teil des deutschen Strafgesetzbuches und besonders ab 1935 wurde der Paragraf 175 nochmals verschärft. Über 50.000 Männer wurden von der SS bei kleinstem Verdacht in Konzentrationslager eingeliefert – häufig überlebten sie die Misshandlungen dort nicht. Trotz der Unterdrückung im NS-Staat blieb ihre Stigmatisierung auch nach Kriegsende bestehen. Es wurden erneut Strafverfahren gegen die früheren Verfolgten eingeleitet und sie wurden vom Anspruch auf Wiedergutmachung ausgeschlossen. Die Ausstellung „Haftgrund: § 175“ erinnerte die Sielmänner an die Verfolgung Homosexueller und machte auf die vergessenen Schicksale des KZ Niederhagen aufmerksam. Im Nachgang wird diese Exkursion die Oerlinghauser Jugendlichen noch weiter beschäftigen, wenn die Eindrücke und Erkenntnisse aus dem Wewelsburgbesuch im Unterricht aufgearbeitet werden. Die Nachbereitung ist zugleich auch eine Vorbereitung für die nächste Gedenkstättenfahrt im Sommer nach Polen, die dann zum zweiten Mal stattfindet.

 

Foto (Jan Nicolas Ölschläger): Die 10. Jahrgangsstufe der kleinen Oerlinghauser Gesamtschule besuchte im Rahmen ihres GL-Unterrichts die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg, eine der wenigen Burgen mit dreieckigem Grundriss in Deutschland.

 

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